Naturlyrik ohne Natur? Ökomimetische Lektüren
Naturlyrik indiziert eine dialektische Bewegung: Um die unmittelbare Präsenz von Naturphänomenen ins Gedicht zu bringen, schichtet sie literarisches Mittel um literarisches Mittel übereinander, geht dabei aber zugleich auf uneinholbare Distanz zu dem, was außerhalb des Textes liegt, was noch nicht ‚Natur‘ – im Sinne eines ästhetischen, kulturellen, historischen, sozialen oder ideologischen Konstrukts – geworden ist. Timothy Morton fasst diesen Prozess unter dem Begriff der Ökomimese zusammen, der eine Kritik des Schreibens über Natur formuliert. Der Vortrag stellt die Elemente (Rendering, das Mediale, das Timbrale, das Äolische, den Ton, Remarkierung) von Mortons Poetik des Ambientes vor und erprobt ihre Anwendung auf literarische Texte. Im Mittelpunkt stehen Gedichte und poetologische Selbstreflexionen Marion Poschmanns, die als eine der wichtigsten Erneuerinnen der deutschsprachigen Naturlyrik gilt.
Dr. Claus Telge ist derzeit Fellow der DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Lyrik in Transition“. Weitere Informationen zu seiner Person finden Sie auf seiner Profil-Seite: https://lyrik-in-transition.uni-trier.de/fellows/claus-telge/
Anmeldungen bitte bis zum 19.5.2020 per Mail einreichen bei baharova@uni-trier.de.