Readings, 19. May 2022

Book Presentation – Jelena Schwarz: "Buch auf der Fensterbank und andere Gedichte" (2022), translated by Daniel Jurjew

Time:
19. May 2022, 18:00 - 20:00
Place:
University of Trier, Room DM 22/24
Platform:
Zoom
Registration:
Registration by mail to anna.fees@uni-trier.de
Language:
  German

Das DFG-Kolleg “Russischsprachige Lyrik in Transition” (FOR 2603) lädt Sie herzlich zu einer Buchvorstellung mit Daniel Jurjew ein, die sowohl in Präsenz stattfinden als auch via Zoom übertragen wird:

Erfahrungen des ästhetischen Widerstands – Buchvorstellung: Jelena Schwarz: “Buch auf der Fensterbank und andere Gedichte” (2022; übersetzt und herausgegeben von Daniel Jurjew)

„Den Schnurrbart leckt sich der Abgrund.“

Jelena Schwarz, „Der Winter liest bei Kerzenlicht“

In der Spätphase der Sowjetunion (1970er/80er) war das dortige russischsprachige Literaturleben zweigeteilt: Einerseits „offizielle“, d. h. in sowjetischen Verlagen publizierende Autoren, die eine ziemlich privilegierte Schicht waren, und andererseits „inoffizielle“, die sich heimlich trafen, heimlich Schreibmaschinenkopien ihrer Texte austauschten und zum „offiziellen“ Literaturbetrieb gar nicht oder allenfalls über Brotberufe (zum Beispiel als Übersetzer) Verbindungen hatten. Mit „Buch auf der Fensterbank“ von Jelena Schwarz (1948–2010) stelle ich dem deutschsprachigen Publikum eine breite Auswahl aus dem Schaffen der wohl wichtigsten Dichterin aus dem „inoffiziellen“ Bereich vor. Sowohl die Gedichte über eine chinesische Fuchsfee, unter der Maske eines fiktiven estnischen Dichters geschrieben, als auch vermeintliche Übersetzungen aus nicht erhaltener römischer Lyrik als auch zahlreiche Einzelgedichte haben ihren Weg in den Band gefunden; Schwarz spielt ungezwungen mit biblischen, griechisch-römischen, chinesischen, russisch-historischen oder auch einfach „zeitgenössischen“ Motiven und findet auch für poetologische Fragen intensive lyrische Antworten. Schwarz’ Einfluss auf gegenwärtige Dichter wie Polina Barskowa, Maria Stepanowa oder Igor Bulatovsky weist darauf hin, dass sich die inoffizielle Hälfte der späten Sowjetliteratur als die „eigentliche“ erwiesen hat.

In der Buchvorstellung möchte ich das Publikum auf einen Parcours durch den Band, einschließlich des Vorworts von Oleg Jurjew (1959–2018), mitnehmen und auch auf Fragen der Auswahl und der Übersetzung eingehen.

Daniel Jurjew arbeitet seit 2012 als freier Literaturübersetzer, Schriftsteller und Publizist. Im Sommersemester 2022 hat er an der Universität Trier eine von „Neustart Kultur“ geförderte Gastdozentur des Deutschen Übersetzerfonds inne. Publikationen in Periodika als Lyriker, Übersetzer (aus dem Russischen, Japanischen und Englischen) und Essayist. Buchveröffentlichungen als Übersetzer: Wsewolod Petrow (2012 – ausgezeichnet mit dem Hotlistpreis 2013): Die Manon Lescaut von Turdej (Bonn: Weidle Verlag), Anna Radlowa (2015): Tatarinowa. Die Prophetin von St. Petersburg (Bonn: Weidle Verlag), Wsewolod Petrow (2019): Wunder (Berlin: Friedenauer Presse), Jelena Schwarz (2022): Buch auf der Fensterbank und andere Gedichte (Berlin: Matthes & Seitz Berlin).