Vorlesungsreihe, 18. Februar 2021

Ringvorlesung – Matthias Fechner: Vorsprung durch Lyrik? Zur gesellschaftlichen Wirksamkeit des Kreativen Schreibens

Zeit:
18. Februar 2021, 18:00 - 20:00
Plattform:
Zoom
Anmeldung:
Anmeldung per Mail an klink@uni-trier.de
Sprache:
  Deutsch
Referent/in:

Vorsprung durch Lyrik? Zur gesellschaftlichen Wirksamkeit des Kreativen Schreibens

Vortrag als Teil der Ringvorlesungsreihe der Forschungsinitiative Rheinland-Pfalz

Lyrik bildet nicht nur einen gemeinsamen künstlerischen und inhaltlichen Nenner, auf den sich eine Gesellschaft einigen könnte (wie beispielsweise an der Lesung Amanda Gormans bei Joe Bidens Amtseinführung zu erkennen war). Dichtung ist ebenso Teil des kollektiven Gedächtnisses von Kulturen. Darüber hinaus wirkt sie als Sensorium für das Sagbare, für die Meinungsfreiheit in einer Gesellschaft. Und nicht zuletzt trägt poetische Sprache – mit hoher verbaler Differenzierungsfähigkeit, bewussten Regelbrüchen, intertextuellen Verweisen, dem Zusammenspiel mit anderen Kunstformen – zur Erhöhung der Kommunikationsfähigkeit in einer Gesellschaft bei. Rezipierende vermögen daran beispielsweise Empathiefähigkeit, Kombinationsgabe oder auch passives Sprachgefühl zu schulen. Schreibende entwickeln zudem ihre Kreativität, insbesondere ihr Ausdrucksvermögen – und stärken damit Fähigkeiten, die in Zeiten scheiternder Diskurse dringender denn je gebraucht werden. Vor diesem Hintergrund kann die reflektierte Lehre des Kreativen Schreibens einer Gesellschaft tatsächlich einen kommunikativen Vorsprung verschaffen. Wenn sie Grenzen zu ziehen versteht und nicht zur bloßen Produktion von Entertainment oder Marketing degeneriert.

Im Vortrag wird zuerst die historische Entwicklung des Kreativen Schreibens aufgearbeitet; auch unter Bezugnahme auf den nicht zu unterschätzenden Einfluss der taiwanesisch-amerikanischen Lyrikerin Hualing Nieh Engle (*1925), der Grande Dame des Kreativen Schreibens. Daran anschließend wird der aktuelle Stand des Kreativen Schreibens im deutschsprachigen Raum reflektiert, vor allem im tertiären Bildungssektor, nicht zuletzt mit der Analyse eines wissenschaftlichen Feldversuches. Zusammenfassend wird ein Ausblick gegeben, wie das Kreative Schreiben – unter Vermeidung der im angelsächsischen Raum auftretenden Nebenwirkungen – noch etwas wirksamer an Hochschulen und Universitäten in Deutschland gelehrt werden könnte.