Poetikvorlesungsreihe, 9. Juni 2021

Poetikvorlesung – Bei Ling: „The Farther from the Motherland, the Closer to the Mother Tongue“

Zeit:
9. Juni 2021, 18:00 - 20:00
Plattform:
Zoom
Anmeldung:
Anmeldung per Mail an baharova@uni-trier.de
Sprache:
  Englisch  /    Chinesisch
Referent/in:
Bei Ling

„Je ferner vom Mutterland, desto näher an der Mutter Sprache“

Der chinesische Lyriker Bei Ling wurde (1959) in Shanghai geboren und wuchs dort auf, lebt aber seit der Jahrtausendwende im Exil, derzeit in Taiwan und den USA. Als Schriftsteller ist er nicht nur ein unbestechlicher Zeitzeuge, der es versteht, zahlreiche Facetten staatlicher Willkür in China zu dokumentieren. Darüber hinaus hat er seine biographischen Erfahrungen in akribische literarische Bestandsaufnahmen des gegenwärtigen Chinas transformiert. Nach seiner Festnahme in Peking im August 2000 intervenierten Susan Sontag, Günter Grass, Czesław Miłosz und andere renommierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Namen ihres Freundes Bei Ling und trugen zu seiner Freilassung aus dem Qinghe-Gefängnis bei, aus dem er in die USA abgeschoben wurde. Im Gegenzug hat Bei Ling zahlreiche chinesische Schriftstellerinnen, Verleger und Künstlerinnen publizistisch verteidigt, beispielsweise Ai Weiwei, Gui Minhai und vor allem Friedensnobelpreisträger Liu Xiabo. Zusammen mit Liu Xiabo hat er außerdem das Independent Chinese Pen Center gegründet, dessen Vorsitz er auch innehat.

Unter Bei Lings umfangreichen Schriften finden sich Artikel in deutschsprachigen Leitmedien, wie „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“, aber auch chinesische Übersetzungen von Paul Celans Gedichten, 2012 bei Suhrkamp erschienen.

In seiner Vorlesung wird Bei Ling wichtige Stationen seiner Biografie beleuchten, die vielfältigen Facetten des Schreibens im Exil erkunden und in sein Verständnis von chinesischer und europäischer Lyrik (in Übersetzung) einführen.

Genauer noch wird sich seine Vorlesung mit der politischen Lyrik Meng Langs (1961-2018) beschäftigen sowie der rebellischen Dichtung jener burmesischen Lyriker und Lyrikerinnen, die von den Streitkräften Myanmars ermordet wurden. Nicht zuletzt wird Bei Ling seinen recht persönlichen Dialog mit Seamus Heaney (veröffentlicht in der „Los Angeles Times“: https://www.latimes.com/archives/la-xpm-2000-dec-31-bk-6548-story.html ) analysieren und weiterentwickeln.