Kurzinformation

Flyer mit Projektbeschreibung

DFG-Kolleg-Forschungsgruppe

Russischsprachige Lyrik in Transition:

Poetische Formen des Umgangs mit Grenzen der Gattung, Sprache, Kultur und Gesellschaft zwischen Europa, Asien und Amerika

Lyrik, eine in Europa zunächst eher marginale und elitäre literarische Gattung, ist seit dem aus­gehenden 20. Jahrhundert unerwartet populär und produktiv geworden. Sie wird quer durch soziale Schichten, Altersgruppen, Sprachen und Kulturen in großer Vielfalt rezipiert und geschrieben. Dieses gilt in besonderem Maß für Russland. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ordnete sich nicht nur das literarische Feld in Russland neu, sondern erweiterte sich durch russischsprachige Literatur im Ausland. Durch die Nutzung medialer Möglichkeiten hat die russischsprachige Lyrik einen transnationalen Raum aufgespannt, der mit verschiedenen Sprachen und national verankerten literarischen Feldern interagiert.

Dieser Sachverhalt begründet das Gegenstandsgebiet, das zeitlich von Beginn der Perestrojka (1985) bis in die Gegenwart reicht und die russischsprachige Lyrik sowie deren Beziehungen zu anderen Literaturen umfasst. Aufgrund historischer, politischer und literarischer Bedingungen sind drei Großräume für die russischsprachige Lyrik als Bezugskontexte besonders relevant: Europa, Asien und Amerika, innerhalb derer bestimmte Länder als bevorzugte Emigrationsorte dominieren oder deren Literatur in besonderer Beziehung mit der Lyrik russischer Autor<inn>en steht. In der Forschung muss die Lyrik der gewählten Bezugsräume auch in ihrer eigenen Spezifik berücksichtigt werden.

Die leitende Frage des Projekts richtet sich auf ein Hauptmerkmal der Gegenwartslyrik: Transition, deren Formen und Funktionen untersucht werden. Transition betrifft in der Gegenwartslyrik insbesondere vier Formen von Grenzen und erlaubt daher die Bestimmung von folgenden Forschungsgebieten: die Grenzen von 1) Gattung(en), 2) Sprache(n), 3) Kultur(en) und 4) Gesellschaft(en).

Für die erste Phase (2017-2021) wird, mit der russischsprachigen Lyrik als Zentrum der Forschung, der Blick zum Vergleich aufgrund der ausgeprägten literarischen Beziehungen vornehmlich auf deutschsprachige sowie die sinophone und japanischsprachige Lyrik gerichtet. In der Verlängerungsphase (ab 2021) wird das Gegenstandsfeld neu ausgerichtet: a) Die anglo- und romanophone Lyrik kommt hinzu. Außerdem werden b) Gegenwartslyrik innerhalb anderer Medien, Gattungen und Disziplinen sowie c) Transitionsformen der Gattungen im Vergleich behandelt.

An der Universität Trier wurde eine Fächer- und Forscherkonstellation aufgebaut, die über ein in der scientific community bekanntes internationales und interdisziplinäres lyrikspezifisches Netzwerk von mehr als 500 Personen aus über 40 Ländern verfügt, das die skizzierte Fragestellung optimal im Format der Kollegforschungsgruppe bearbeiten kann. Das durch die DFG finanzierte Kolleg schafft, ausgehend von der Slavistik, ein internationales Zentrum für vergleichende Forschung zur Gegenwartslyrik, das in dieser Form weltweit einmalig sein wird.