Im Video wird ein russisches Gedicht des tschuwaschischen Dichters Gennadij Ajgi (1934-2006) tänzerisch dargestellt. Die Performance wurde von der Kollegforschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Russischsprachige Gegenwartslyrik in Transition“ an der Universität Trier gedreht. Sie untersucht in einem großen internationalen Netzwerk die Lyrik der Gegenwart im Raum Europa, Asien und Amerika. Das Video ist für das Projekt „Die Welt liest Ajgi“ («Мир читает Айги») produziert worden, das die tschuwaschische Nationalbibliothek zum 85. Geburtstag des Dichters ausgeschrieben hat.
Der Kurzfilm spiegelt die metaphysische Weltsicht des Dichters, die von platonischem Dualismus und dem Suprematismus des russischen Künstlers Kazimir Malevich beeinflusst ist: Die irdische Welt erscheint als illusionäres Spiegelbild der Urbilderwelt, aus der der Mensch stammt. Als Kind lebt er noch in Einheit und Harmonie mit der Natur, als Erwachsener aber isoliert er sich. Die Kunst kann – so die Überzeugung Ajgis – dem Menschen eine Erfahrung der ursprünglichen Ganzheitlichkeit vermitteln. Die „Nicht-Farbe“ Weiß symbolisiert dabei den transzendenten, ungegenständlichen Bereich des Urbildhaften.
Regie: Angelika Schmitt
Kamera: Emilia Tkatschenko
Schnitt: Jordi Cloquell, Angelika Schmitt
Ton: Andreas Gülden