Kollegvortrag, 13. Mai 2020

Gastvortrag – Bernhard Schmalenbach: „Poetischer Ausdruck bei Menschen in Lebenslagen der Behinderung – am Beispiel der Autismus-Spektrum-Störungen“

Zeit:
13. Mai 2020, 11:00 - 13:00
Plattform:
Zoom
Anmeldung:
Per Mail an baharova@uni-trier.de
Sprache:
  Deutsch
Referent/in:
Bernhard Schmalenbach

Für die Teilnahme an der Vortragsveranstaltung melden Sie sich bitte bis zum 12.5. bei Frau Baharova per Mail an: baharova@uni-trier.de.

Zum Inhalt des Vortrags:

In den vergangenen 20 Jahren haben sich die fachlichen und gesellschaftlichen Perspektiven auf Psychische Störungen und Behinderungen gewandelt. Diese werden nicht mehr in erster Linie als Probleme oder Störungen von Individuen betrachtet, sondern im Rahmen eines biopsychosozialen Modells als Ergebnisse der Interaktion von personalen, sozialen und gesellschaftlichen Verhältnissen verstanden, unter besonderer Berücksichtigung von spezifischen Faktoren, welche die Teilhabe der betroffenen Personen befördern oder behindern. Des Weiteren weitet sich der Blick von einer defizitorientierten Sichtweise auf die Potentiale, welche Menschen mit Beeinträchtigungen in die Gesellschaft einbringen können und wollen. Die sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Aufgaben der Förderung von Partizipation und Inklusion betreffen alle gesellschaftlich relevanten Bereiche, wie etwa Arbeit, Bildung, Wohnen oder die Teilnahme am kulturellen Leben.

Die hier skizzierten Entwicklungen lassen sich beispielhaft an den sog. Autismus-Spektrum-Störungen verfolgen. Diese können auf unterschiedliche Weise beschrieben werden: als Entwicklungsstörung oder Krankheit, als Lebenslage, die durch Behinderung geprägt ist, oder als Form einer „Neurodiversität“, die mit spezifischen Beeinträchtigungen wie auch Stärken einhergeht. Letztere Perspektive ist insbesondere von Personen mit Autismus stark gemacht worden. Zu den Potentialen vieler autistischer Personen gehören ein besonderes Verhältnis zur Sprache, das Vermögen, ungewöhnliche Perspektiven einzunehmen und eine Kreativität, die in enger Beziehung zu einem spezifischen Umgang mit Wahrnehmungen steht. Dies kann an autobiographischen wie an lyrischen Texten von Menschen mit Autismus gezeigt werden. Dabei ergeben sich zwei Forschungsrichtungen: zum einen die Frage nach der Bedeutung poetischen Ausdrucks für die Selbstvergewisserung der Autorinnen und Autoren, zum anderen die Frage nach dem Potential ‚autistischer‘ Poesie, außer-gewöhnliche Sicht- und Erlebnisweisen einzubringen.

 

Zu Prof. Dr. Bernhard Schmalenbach 

Bernhard Schmalenbach, Prof. Dr. päd. Professur für Heilpädagogik und Sozialtherapie an der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter. Leitung des dortigen Institutes für Heilpädagogik und Sozialtherapie und des MA Studiengangs Heilpädagogik/Inklusive Pädagogik. Langjährige Tätigkeit in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Bisherige Arbeitsschwerpunkte: Biographieforschung; Phänomenologie; Kunst, Inklusion und Heilpädagogik; Autismus; Inklusion; Heilpädagogische Perspektiven auf das Alter.