Performances, 17. Mai 2018

Eröffnungsfeier mit Gerhart Baum

Zeit:
17. Mai 2018, 18:30 - 20:00
Ort:
Universität Trier, Audimax
Sprache:
  Deutsch

Lyrik als Brennspiegel der Gesellschaft und globaler Diskurse

Die mit internationaler Spitzenforschung besetzte DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Lyrik in Transition“ wird am 17. Mai um 18.30 Uhr im Audimax der Universität Trier offiziell eröffnet. Die Festrede hält der Bundesinnenminister a.D. Gerhart Baum, dessen zentrale Anliegen, angesichts der von Krisen und Unsicherheiten erschütterten Welt, heute mehr denn je die weltweite Stärkung zivilbürgerlichen Engagements und individueller Freiheitsrechte sind: „Wir leben in einer Zeitenwende, die von der Globalisierung bestimmt und deren Treibsatz das Internet ist. Internationale Probleme, wie Flüchtlingskrise, Finanzkrise, Terrorismus und die Internetrevolution können national nicht mehr gelöst werden.“ Im Forschungskolleg geht es um eben dieses globale Leitmerkmal unserer Zeit: Transition als Umbruch, Transgression, Transformation aller möglichen Normen und Grenzen. Denn Lyrik ist heute ein Seismograph aktueller gesellschaftlicher Befindlichkeiten, hat den Elfenbeinturm elitärer Ästhetik verlassen und verkörpert zugleich auch das Medium der Realisierung zukünftiger Entwicklungsgefahren und -chancen.

Neu entdeckt als Medium von Individuation, als kreativer Freiraum für Ideenbildung und multimediale Experimente, als soziale Kommunikationsform mit gesellschaftlichem Diskurspotential, interessiert Lyrik in der Gegenwart Menschen aller Generationen. Sie mischt die Zivilgesellschaften auf und wird Brennspiegel von Diskursen – wie in Deutschland etwa 2012 das Israel-Gedicht von Günter Grass oder 2016 Jan Böhmermanns Erdogan-Gedicht, in Russland die höchstpopulären regierungskritischen Lyrik-TV-Shows Dmitrij Bykovs und Michael Efremovs. Lyrik hat sich in ein virales Unterhaltungsmedium verwandelt, insbesondere in Verbindung mit Musik, Film, Performance, als Rap, Rock, Tanz, Street Art oder Happening und sorgt auch für Skandale, so jüngst hierzulande um die Auszeichnung der Deutsch-Rapper Kollegah und Farid Bang: „Islamophobie und Antisemitismus reichen“, so Gerhart Baum, „bis in die Mitte der Gesellschaft.“

Die in Trier angesiedelte DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Russischsprachige Lyrik in Transition“ (FOR 2603) mit 150 Beteiligten aus 23 Ländern und zehn Fächern widmet sich diesem gesellschaftspolitisch brisanten Feld und betritt damit Neuland: die lange in Gesellschaft und Wissenschaft marginalisierte Lyrik der Gegenwart. Ausgehend von der russischsprachigen Lyrik seit der Perestrojka, wird der internationale Vergleich mit den Literaturen in Asien, Amerika und Europa gesucht. Russlands heute wieder hochspannungsreiche politische Beziehung zu Europa bedarf des gesellschaftlichen Dialogs in einem Freiraum jenseits staatlicher Kontrollzwänge, um aus Krisen menschenwürdige Zukunftsperspektiven zu gewinnen. Einen solchen Freiraum eröffnen internationale, kulturelle und wissenschaftliche Projekte, wie die Kolleg-Forschungsgruppe FOR 2603.

Neben dem Festvortrag von Gerhart Baum und den Ansprachen von dem rheinlandpfälzischen Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Konrad Wolf und dem Präsidenten der Universität Trier Michael Jäckel geben der russisch-deutsche Neoavangardist Sergej Birjukov, der herausragende, auch international ausstrahlende deutsche Schriftsteller Gerhard Falkner und der ökologisch engagierte japanische Dichter Keijiro Suga sowie circensische Lyrik-Performances Einblick in die internationale transitorische Lyrik. Suren Anisonyan spielt russische und armenische Musik der Gegenwart.

 

Lyrik als Brennspiegel der Gesellschaft und globaler Diskurse

Die mit internationaler Spitzenforschung besetzte DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Lyrik in Transition“ wurde am 17. Mai um 18.30 Uhr im Audimax der Universität Trier offiziell eröffnet. Die Festrede hielt der Bundesinnenminister a.D. Gerhart Baum, dessen zentrales Anliegen, angesichts der von Krisen und Unsicherheiten erschütterten Welt, heute mehr denn je die weltweite Stärkung zivilbürgerlichen Engagements und individueller Freiheitsrechte ist: „Wir leben in einer Zeitenwende, die von der Globalisierung bestimmt und deren Treibsatz das Internet ist. Internationale Probleme, wie Flüchtlingskrise, Finanzkrise, Terrorismus und die Internetrevolution können national nicht mehr gelöst werden.“ Im Forschungskolleg geht es um eben dieses globale Leitmerkmal unserer Zeit: Transition als Umbruch, Transgression, Transformation aller möglichen Normen und Grenzen. Denn Lyrik ist heute ein Seismograph aktueller gesellschaftlicher Befindlichkeiten, hat den Elfenbeinturm elitärer Ästhetik verlassen und verkörpert zugleich auch das Medium der Realisierung zukünftiger Entwicklungsgefahren und -chancen.

Neu entdeckt als Medium von Individuation, als kreativer Freiraum für Ideenbildung und multimediale Experimente, als soziale Kommunikationsform mit gesellschaftlichem Diskurspotential, interessiert Lyrik in der Gegenwart Menschen aller Generationen. Sie mischt die Zivilgesellschaften auf und wird Brennspiegel von Diskursen – wie in Deutschland etwa 2012 das Israel-Gedicht von Günter Grass oder 2016 Jan Böhmermanns Erdogan-Gedicht, in Russland die höchstpopulären regierungskritischen Lyrik-TV-Shows Dmitrij Bykovs und Michael Efremovs. Lyrik hat sich in ein virales Unterhaltungsmedium verwandelt, insbesondere in Verbindung mit Musik, Film, Performance, als Rap, Rock, Tanz, Street Art oder Happening und sorgt auch für Skandale, so jüngst hierzulande um die Auszeichnung der Deutsch-Rapper Kollegah und Farid Bang: „Islamophobie und Antisemitismus reichen“, so Gerhart Baum, „bis in die Mitte der Gesellschaft.“

Die in Trier angesiedelte DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Russischsprachige Lyrik in Transition“ (FOR 2603) mit 150 Beteiligten aus 23 Ländern und zehn Fächern widmet sich diesem gesellschaftspolitisch brisanten Feld und betritt damit Neuland: die lange in Gesellschaft und Wissenschaft marginalisierte Lyrik der Gegenwart. Ausgehend von der russischsprachigen Lyrik seit der Perestrojka, wird der internationale Vergleich mit Literaturen in Asien, Amerika und Europa gesucht. Russlands heute wieder hochspannungsreiche politische Beziehung zu Europa bedarf des gesellschaftlichen Dialogs in einem Freiraum jenseits staatlicher Kontrollzwänge, um aus Krisen menschenwürdige Zukunftsperspektiven zu gewinnen. Einen solchen Freiraum eröffnen internationale, kulturelle und wissenschaftliche Projekte, wie die DFG-Kolleg-Forschungsgruppe FOR 2603.

Neben dem Festvortrag von Gerhart Baum und den Ansprachen von dem rheinlandpfälzischen Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Konrad Wolf und dem Präsidenten der Universität Trier Michael Jäckel gaben der russisch-deutsche Neoavangardist Sergej Birjukov, der herausragende, auch international ausstrahlende deutsche Schriftsteller Gerhard Falkner und der ökologisch engagierte japanische Dichter Keijiro Suga sowie circensische Lyrik-Performances Einblick in die internationale transitorische Lyrik. Suren Anisonyan spielt russische und armenische Musik der Gegenwart.


Poetische Performance mit Sergej Birjukov: Tanz-Vers - Vers-Tanz


Poetische Performance mit Sergej Birjukov: Das Grollen Kalugas